Geschichte
Die Chronik eines der ältesten litauischen Badeortes - Birštonas findet ihre Anfänge im Mittelalter. Der preußische Chronist Vygandas Marburgietis erwähnt in der Chronik "Die Neue Chronik von Preußen", dass Marschall Kuhn von Hohenstein während des Kriegszuges nach Litauen im Jahre 1382 die Armee in drei Teile geteilt hat, um Punia, Alytus und Birštonas zu überfallen. Anfang des 19. Jh. hat der Historiker Teodoras Narbutas in den Archiven von Karalaučius (deutsch: Königsberg) etwa zwanzig Darstellungen von den Kreuzritter-Spionen in Litauen aus den Jahren 1384-1402 gefunden, in denen "Gehöft am sauren Wasser" Birsten, Birstan genannt wurde. Beschrieben wurde ebenso die gut befestigte Holzburg auf dem steilen Nemunas Abhang.
Nach der Grünwaldschlacht und nach Beendigung der Kreuzritterüberfälle, wurde Birštonas als Jagdgut der Großfürsten Litauens erwähnt. Das Jagdgut wurde von Vytautas dem Großen, Kazimieras Jogailaitis und seinen Söhnen sowie Herzogin Elena oft besucht. Nach dem Ende der Dynastie von Jogailaičiai hat Birštonas die Vorreiterrolle an Prienai übergeben. Erst Mitte des 19. Jh., als das Mineralwasser als Heilmittel eingesetzt wurde, ist Birštonas zum neuen Leben erweckt worden.
Die Anfänge der Gründung des Kurorts von Birštonas knüpft man an das Jahr 1846 an, als der Arzt des Kurorts Stakliškės Benediktas Bilinskis, der sich für die Quellen von Birštonas interessierte, einen seiner Kranken hierher schickte, dem die Heilquellen von Stakliškės nicht geholfen haben sollen. Der Kranke wurde in Birštonas geheilt. Nach langen Untersuchungen und bürokratischen Prozeduren hat der russische Innenminister Ende des Jahres 1854 die Gründung des Kurorts Birštonas freigegeben. Bereits im darauffolgenden Jahr wurde die erste Heilanstalt gebaut und in den 60-er Jahren des 19. Jahrhunderts. war Birštonas als balneologischer Kurort schon im ganzen russischen Imperium bekannt. Vor dem ersten Weltkrieg bot die Heilanstalt 72 Wannen an und es wurden 3 Hotels mit 200 Zimmern gebaut.
Im ersten Weltkrieg wurde Birštonas sehr zerstört, die gebliebenen Gebäude wurden verkauft. Es mangelte dem jungen Staat an Mitteln, den Kurort wiederaufzubauen und zu pflegen. Dem einzigen Kurort des unabhängigen Litauens (Druskininkai wurden von Polen besetzt) drohte totaler Verfall. Um die Stadt kümmerte sich aber das litauische Rote Kreuz, das im Jahre 1924 einen Vertrag mit dem Gesundheitsministerium unterschrieb und sich verpflichtet hatte, den Kurort zu modernisieren, die Schleimwannen aufzubauen, Wasser- und Abwasserleitungen zu legen sowie Elektroleitungen zu installieren. Die Verwaltung des Roten Kreuzes hat sich verpflichtet, den ganzen Gewinn in die Entwicklung und den Ausbau der Stadt zu investieren.
Das bedeutendste Ereignis in der Geschichte des Kurorts war der Anfang der Schleimbehandlung in Birštonas. Der Torf mit dem heilenden Schlamm wurde aus dem Torfbruch Velniabliūdis gewonnen. Die Schlammheilanstalt, geschmückt mit dem Logo des Roten Kreuzes, wurde im Jahre 1927 gebaut. Dieses Gebäude ist bis zum heutigen Tag erhaltengeblieben und stellt das wichtigste Bauwerk von Birštonas dar.
Dank dem Vorstand des Roten Kreuzes wurde der Park neu gestaltet sowie der Springbrunnen und die Sammelbecken für Süß- und Mineralwasser auf dem Vytautas-Berg eingerichtet. In allen Hotels des Kurorts wurden Wasser- und Abwasser- sowie Elektroleitungen gelegt. Eine reguläre Buslinie nach Kaunas und Alytus wurde eröffnet.. In Birštonas wurden nicht nur Heilanstalten, sondern auch Villen gebaut. Die Stadt wurde schöner und erweiterte sich. Der Zentralplatz der kleinen Stadt wurde gestaltet, wo 1939 das Denkmal für J. Basanavičius errichtet wurde. Das Andenken an den Patriarchen wurde aus den Mitteln der Kurortssteuern finanziert.
Im zweiten Weltkrieg stagnierte Birštonas. Die Stadt blieb jedoch vom größeren Unglück verschont. Nur das Kurhaus wurde beschädigt, wo in den Flammen des Feuers das Bild des berühmten Malers Kazys Šimonis verbrannt ist. Gleich nach dem Krieg funktionierte der Kurort wieder. Im Jahre 1945 wurde hier der aus dem Konzentrationslager Stuthof zurückgekeghrte Schriftsteller Balys Sruoga in der Weißen Villa behandelt. Eben hier hat er seine Memoiren "Dievų miškas" (deutsch: der Götterwald) geschrieben. In den 60-er Jahren begann der Bau von neuen Heilanstalten - die Sanatorien "Tulpė", "Spalis" und "Versmė" haben den Besuchern ihre Türen geöffnet.
Bis heute befindet sich in Birštonas das älteste Mineralwasserabfüllunternehmen in Litauen, das seine Arbeit 1924 begann, als das Trinken des Mineralwassers "Vytautas" bzw. "Birutė" sehr verbreitet war.. Die ersten Mineralwasserflaschen wurden in Kaunas abgefüllt. In den 70-er Jahren wurde diese Tätigkeit einem kleinen Betrieb in Birštonas anvertraut. Das Mineralwasser braucht man aber im Kurort nicht zu kaufen. Das reine, nicht karbonisierte Mineralwasser "Vytautas" kann in den Brunnenhäusern der Sanatorien "Tulpė" und "Versmė" unentgeltlich genossen werden.
Die Besucher von Birštonas und seiner Umgebung werden seit langem nicht nur von den einzigartigen Naturquellen, sondern auch von der einmaligen Landschaft dieser Ortschaft angelockt. Die grünen Wälder in Nemunas Kurven erinnern an die königliche Jagd, als im Žvėrinčius-Wald das Jagdhorn von Vytautas dem Großen schallte und er die Abkömmlinge der europäischen königlichen Familien zur Jagd aufrief. Durch Nemunas Kurven reiste und ihre Schönheit beschrieb der Schriftsteller V. Sirokomlė, der Dichter J. Marcinkevičius hat diese Ortschaften besungen und der Maler N. Silvanavičius sie auf der Leinwand verewigt.
Justinas Marcinkevičius beschrieb diese Umgebung wie folgt: "Gesegnete Ortschaft, Umgebung der seltenen Bildhaftigkeit. Es scheint, dass auch Nemunas der Alte, der seinen Beitrag zur Gestaltung jener Umgebung geleistet hat, von dieser Schönheit verzaubert wurde und von der einer Seite auf die andere zu fließen begann… Der alte Nemunas war vewirrt. Plötzlich konnte er nicht mehr verstehen, in welche Richtung er fließt, wohin er seine Gewässer schwemmt. Vielen Dank für diesen Schwindel an ihn, der das einmalige Naturdenkmal - die großen Nemunas-Bögen mit der Länge von 65 Kilometern - geschaffen hat. Keiner der Flüsse von Europa war so fleißig".
Die Holzflösser konnten die Nemunas-Bogen seit jeher kaum verstehen. Die Kartographen haben sie sogar in der ziemlich exakten Karte des Großen Fürstentums von Litauen "Magni Ducatus Lithuaniae" 1613 nicht dargestellt. Erst im Jahre 1852 hat der Professor der Vilniusser Universität Abichtas die großen Nemunas-Bögen richtig gekennzeichnet.
Eine lange Zeit blieb der Grund des bögenformigen Fliessens von Nemunas unbekannt. Die Reisenden umgingen diese verwirrende Ortschaften. Den Geologen zufolge, sind die Flußbette der größeren Flüsse Litauens den Kristalgrundbruchlinien der Erdkruste aehnlich. Die Bildung von Nemunas-Bögen wurde durch die an den Stellen der Bruchlinienkreuzungen entstandenen Blöcke beeinflusst. Die tektonischen Bewegungen (die Schichten der Erdkruste verschieben sich nach oben oder unten), auch wenn sie eine niedrige Amplitude aufwiesen, brachten den Fluss nach ihren Konturen bzw. Formen zu fliessen. Der Zusammenhang zwischen den Nemunas-Bögen und den tektonischen Brüchen wurde durch die Mineralwasserspringbrunnen bewiesen, die aus sehr großen Tiefen sprudeln. Zur Bildung der einzigartigen Topographie haben das Abschmelzen der Gletscher und ihre Gewässer ebenso ihren Beitrag geleistet. In einem Abschnitt von 65 Kilometern fließt Nemunas in alle Himmelsrichtungen: vom Birštonas-Bergrücken konnte man noch vor kurzem sehen, wie der Fluss erst nach Westen und dann nach Osten fließt. Dieser Anblick wird zur Zeit durch üppige Wälder verdeckt. Das Tal ist durchschnittlich 40 Meter tief.
Im Jahre 1992 wurde der Regionalpark der Nemunas-Bögen gegründet. Er ist einer der größten litauischen Regionalparks, dessen Territorium sich über 25 Tausend Hektar erstreckt. Der Regionalpark verfolgt das Ziel, die Einzigartigkeit der durch den Nemunas-Fluss gebildeten Landschaft zu erhalten.
82 Prozent des Territoriums der Stadtverwaltung von Birštonas befinden sich im Regionalpark von Nemunas-Bögen. Insgesamt beträgt die Fläche des Territoriums der Stadtverwaltung 124 km², die Fläche der Stadt Birštonas - 13 km². Die Stadtverwaltung besteht aus der Stadt Birštonas und der Gemeinde von Birštonas. Die Stadtverwaltung von Birštonas zählt über 5300 Einwohner. Der größte Teil der Einwohner, d. h. 3200 wohnen in der Stadt und der Rest - in den 46 Dörfern der Gemeinde von Birštonas.